Oberst Reisner Interview bei NTV | MakroTranslations

Freitag, 27. Januar 2023

Oberst Reisner Interview bei NTV

Deutschland liefert den Leopard und genehmigt auch die Lieferungen anderer Länder. Ob deutsche Panzer auf dem Schlachtfeld Putin provozieren könnten, und welche Waffen nach den Panzern kommen müssen, erklärt Experte Markus Reisner ntv.de.

ntv.de: Seit gestern Abend steht die Entscheidung: Deutschland liefert der Ukraine Leopard-2-Panzer. Viele Expertinnen und Experten forderten das schon seit Monaten. Wie wichtig ist der Faktor Zeit an diesem Punkt des Krieges?

Markus Reisner: Sie kann zum entscheidenden Faktor werden, denn der Ukraine läuft die Zeit davon.

Weil Russland sie nutzen kann, um die Frühjahrs-Offensive vorzubereiten?

Exakt! Die Ukraine muss so rasch als möglich wieder in die Offensive gehen. Das ist ein Grund dafür, dass man viel früher Leopard hätte schicken müssen. Wichtig ist, sich anzuschauen, was Russland tut: Im Februar letzten Jahres sind die Truppen gestartet mit etwa 3300 Kampfpanzern, von denen 1300 zerstört wurden. 2000 Panzer sind weiter einsatzbereit. Im Bestand hat Moskau aber noch mehr als 10.000 weitere Fahrzeuge, und gerade ist man dabei, Teile dessen instand zu setzen.

Russland hat noch 10.000 Kampfpanzer auf Lager?

Sie müssen bedenken, dass das Restbestände aus der gesamten ehemaligen Sowjetunion sind. Natürlich sind viele Geräte in erbärmlichem Zustand, aber etwa 2000 Fahrzeuge könnte Russland gefechtsfähig machen. Dann hätte die Armee rund 4000 Kampfpanzer zur Verfügung. Je länger es dauert, bis die Ukraine wieder in die Offensive kommt, desto näher rückt Russland an dieses Ziel von 4000 Panzern heran.

Darum ist Generalstabschef Walerij Saluschnyj nun so konkret geworden in seinen Forderungen? Er brauche aus dem Westen 300 Kampfpanzer, 600 bis 700 Schützenpanzer und weitere Artilleriesysteme.

Und nun schauen Sie, worüber der Westen redet: Bei Schützenpanzern gibt es die Zusagen für 59 Bradleys aus den USA und 40 deutsche Marder-Panzer sowie eine unbekannte Zahl von Spähpanzern der Franzosen. Bei den Kampfpanzern sah die Situation noch prekärer aus. Hier kommt im Moment jedoch Bewegung hinein.