Die schwelende Bankenkrise - Markus Krall | MakroTranslations

Mittwoch, 3. Mai 2023

Die schwelende Bankenkrise - Markus Krall

Regierungen, Zentralbanken, Bankenaufsicht und auch die Banken selbst werden nicht müde zu erklären, dass die Bankenkrise „schon wieder vorbei“ sei. Das Gegenteil ist wahrscheinlich.

Eine Finanzmarktkrise ist, wenn die Leute herausfinden, dass man sie hinters Licht geführt hat, anders ausgedrückt: wenn sich die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten der Skeptiker und zu Ungunsten der Leichtgläubigen drehen. Das ist das, was wir in Wahrheit gerade erleben. Noch hält die Politik mit ihren Institutionen dagegen. Regierungen, Zentralbanken, Bankenaufsicht und auch die Banken selbst werden nicht müde, uns zu erklären, dass die Bankenkrise „schon wieder vorbei“ sei. Das ist bemerkenswert, denn weder haben diese Herrschaften sie kommen sehen noch haben sie überhaupt zugegeben, dass sie da war, als sich ihre Vorbeben vor wenigen Wochen in Kalifornien und der Schweiz bemerkbar gemacht haben.

Für diese Gesundbeterei gilt eine einfache Regel: Sie passiert genau dann und nur dann, wenn sie wirklich nötig ist, also wenn das Feuer auf dem Dach nicht mehr zu übersehen ist. Das Feuer auf dem Dach des Bankensystems hat seine tiefergehenden Wurzeln in einem Schwelbrand der Bilanzqualität und der schwindenden Liquidität des gesamten Systems. Ob es bei einer Silicon Valley Bank, einer Crédit Suisse oder einer First Republic an die Oberfläche drängt, ist dabei eigentlich unerheblich, obwohl wir wissen, von welchen Faktoren es abhängt, welche Banken es zuerst erwischt.

Da sehen wir mehrere Faktoren: ein tatsächliches oder vermutetes risikobehaftetes Geschäftsmodell, ein Ungleichgewicht zwischen Bilanzrisiken und Risikotragfähigkeit in Form von Eigenkapital und nachhaltigen Gewinnen, eine Risikoaversion bei den Einlegern, meistens getrieben von der Tatsache, dass ihre Einlagen nicht versichert sind und der Ausfall dieser Einlagen ruinös wäre. Das sind die Ingredienzien für einen Bankrun, den langen Schlangen vor den Auszahlungsschaltern oder den Riesenüberweisungen an andere, vermeintlich sichere Institute.