Die Nummer 3 der Goldanleger leidet unter hohen Preisen und steigenden Bargeldzinsen...
Die Nachfrage nach Goldmünzen und kleinen Barren ist in Deutschland im Jahr 2023 um 75 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 eingebrochen, da das Edelmetall in der Nähe von Allzeit-Rekordpreisen gehandelt wird und die Zinsen für Bankguthaben endlich steigen.
Mit nur 1 % der Weltbevölkerung und 4 % der gesamten Wirtschaftsleistung entfiel auf Deutschland in den zehn Jahren bis 2023 mehr als eine von acht Unzen der weltweiten Nachfrage nach Goldmünzen und kleinen Goldbarren, womit es alle Länder außer China und Indien übertraf und die Nettonachfrage der Haushalte gegenüber denen in den USA fast doppelt so hoch war.
Rechnet man jedoch die Schmuckkäufe und die Anlageströme in börsengehandelte, mit Goldbarren unterlegte Produkte mit deutscher Börsennotierung (gemeinhin als Gold-ETPs oder börsengehandelte Goldfonds bekannt) hinzu, so belief sich die Nettonachfrage nach Gold in den Monaten April bis Juni auf lediglich 205 Kilogramm, was einem Rückgang von 52,1 Tonnen im zweiten Quartal des vergangenen Jahres entspricht und 99,5 % unter der durchschnittlichen Nettonachfrage Deutschlands in den zehn Jahren bis 2023 liegt.
Die realen Zinssätze, unter Berücksichtigung der Verbraucherpreisinflation, sind inzwischen im Durchschnitt von einem Rekordtief von minus 8,1 % im vergangenen Oktober auf minus 5,7 % im Juni für sofort verfügbare Bankkonten für private Haushalte gestiegen.
Für Einlagenkonten mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu 12 Monaten sind die realen Zinssätze nach Angaben der Deutschen Bundesbank von minus 7,1 % auf minus 3,4 % pro Jahr gesunken und damit so wenig negativ wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Nachdem der Goldpreis in Euro zwischen Januar und März einen neuen Quartalsdurchschnitt von 1759 € pro Feinunze erreicht hatte, als die regionale Bankenkrise in den USA den Aktienkurs der Deutschen Bank um 25 % einbrechen ließ, erreichte der Goldpreis im April und Mai neue Monatsrekorde und im zweiten Quartal einen neuen Quartalsdurchschnitt von 1815 € pro Feinunze (58.380 € pro Kilo).
BullionVaults Analyse der neuesten globalen Goldnachfragedaten, die vom World Gold Council der Bergbauindustrie veröffentlicht wurden, besagt, dass deutsche Haushalte und Investoren in den 10 Jahren bis 2023 68,0 Milliarden Euro für den Kauf von Gold ausgaben, abzüglich ihrer Verkäufe.
Das von ihnen erworbene Metall ist heute zu aktuellen Preisen 93 Mrd. Euro wert.
Da der Goldpreis parallel zu den Zinsen für Bargeldsparen steigt, ist der deutsche Goldinvestoren-Index zu Neujahr stark gesunken, und neue deutsche Kontoeröffnungen bei BullionVault - dem größten Marktplatz für Privatanleger in physischem Gold - sind im Jahr 2023 bisher stark zurückgegangen. Im zweiten Quartal wurden die wenigsten Erstkäufer von Edelmetallen aus Deutschland seit dem vierten Quartal 2018 verzeichnet, was einem Rückgang von 34,9 % gegenüber dem vorherigen Zehnjahres-Quartalsdurchschnitt entspricht.
Das dritte Quartal zeichnet sich bereits als noch schlechter ab, da es kaum die Hälfte des durchschnittlichen Tempos vor 2023 erreicht.
"Die Nachfrage nach Silberunzen ist [auch jetzt] sehr gedämpft", zitierte die deutsche Website GoldReporter letzten Monat einen lokalen Barren- und Münzhändler.
"Es scheint, dass nur Sammler kaufen", sagte ein anderer. "Investoren, zumindest in Deutschland, haben Silber komplett von ihrer Beobachtungsliste gestrichen."
Inmitten des Einbruchs der deutschen Goldmünzen- und Kleinbarrenkäufe erklärte der große Einzelhändler Degussa - der sich jetzt von seiner früheren Verbindung mit der rechtsgerichteten Alternative für Deutschland (AfD), Deutschlands zweitstärkster politischer Partei, distanziert - letzte Woche, dass er sein Goldlagerungsgeschäft ausbauen will.
Im Gegensatz dazu ist die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren im Rest der Welt im Jahr 2023 bisher gestiegen, wobei der in den Daten des World Gold Council ausgewiesene Nachfragerückgang in Deutschland in der ersten Jahreshälfte durch einen Anstieg in der Türkei mehr als ausgeglichen wurde, gefolgt von einem starken Wachstum in China und Ägypten sowie einer deutlichen Verlangsamung des fortgesetzten Abbaus bestehender Goldbestände durch Haushalte in Japan.