Das Weltwirtschaftsforum bietet uns das außergewöhnliche Privileg einer Studie, wie sie nur lebende Fossilien bieten können. Stellvertretend für eine Ära, von der wir annehmen können, dass sie, wenn nicht materiell, so doch zumindest hinsichtlich der beobachteten Tendenzen, im Begriff ist, überwunden zu werden, finden wir in Davos alles, was die neoliberale und westliche Vorherrschaftsideologie ausmacht, ihr Potenzial, ihre Grenzen und die eigentlichen Ursachen ihrer Zerstörung. Wie ein lebendes Fossil finden wir in jedem Wort, jeder Äußerung, jedem Thema und jeder Schlussfolgerung die grundlegenden Gründe, warum die Spezies nicht siegen konnte und kann.
Davos erzählt uns vorwiegend von einem Problem der Anpassung an die reale Welt. Das Weltwirtschaftsforum hat in jedem Moment das ganze Ausmaß des Unmuts, der Verbitterung und der Desillusionierung gegenüber einer Welt offenbart, die immer hartnäckiger gezeigt hat und zeigt, dass sie die Prämissen nicht akzeptiert, die den Neoliberalismus zu einem dauerhaften und universellen hegemonialen System machen würden.
In diesem Sinne ist das Forum von Davos eine moralische Lektion. Eine moralische Lektion des Westens an die globale Mehrheit, in einer Art Schuldzuweisung, weil diese die Lösungen, die sie so „weise und vernünftig“ zu vermitteln hatte, nicht akzeptierte; aber auch eine moralische Lektion der globalen Mehrheit an den Westen, der jede Gelegenheit, jeden knappen Moment der Aufmerksamkeit nutzte, um die Gründe zu vermitteln, warum der vorgeschlagene Vertrag niemals akzeptabel sein würde.