Europa: Der Fall des Heiligen Erneuerbaren Reiches - Drieu Godefridi | MakroTranslations

Samstag, 28. Dezember 2024

Europa: Der Fall des Heiligen Erneuerbaren Reiches - Drieu Godefridi

Die Solar- und Windenergieproduktion geht bei ungünstigen Wetterbedingungen drastisch zurück. Das passiert in der Tat jedes Jahr. Dieser Umstand hat jedoch weitreichende wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen und offenbart die Schwächen einer Energiepolitik, die auf intermittierenden erneuerbaren Energien basiert. Warum konsumiert Deutschland, das einen der höchsten CO2-Fußabdrücke hat, heute den teuersten Strom in Europa? Wie hat das Land seine Energieautonomie verloren?

In den letzten fünfzehn Jahren hat Deutschland massiv in Solar- und Windenergie investiert, während es seine eigenen Atomkraftwerke sabotierte. Im Jahr 2023 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung des Landes 55 %. Im Jahr 2022 waren es nur 48 %.

Den größten Beitrag zu den erneuerbaren Energien leistete die Windenergie mit 31 % der Gesamtproduktion, gefolgt von der Solarenergie mit 12 %, der Biomasse mit 8 % und anderen erneuerbaren Energiequellen wie der Wasserkraft mit den restlichen 3,4 %. Im Jahr 2024 machten die erneuerbaren Energien in der ersten Jahreshälfte fast 60 % der deutschen Stromerzeugung aus. Dieses Produktionsniveau ist jedoch über einen bestimmten Zeitraum geglättet und spiegelt keine Krisenmomente wie die „Dunkelflaute“ wider.

Dunkelflaute


Dunkelflaute bedeutet wörtlich „flache, dunkle Flaute“ und ist gekennzeichnet durch den gleichzeitigen Mangel an Wind und Sonne im Winter, wenn die Stromnachfrage in Deutschland am höchsten ist. Diese Episoden dauern von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen, wobei die Wind- und Solarstromerzeugung manchmal auf weniger als 20 % ihrer Kapazität und manchmal sogar auf Null sinkt. Am 12. Dezember dieses Jahres zum Beispiel war die deutsche Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie dreißigmal niedriger als die Nachfrage danach.

Die Politik der erneuerbaren Energien wäre erträglich, wenn sie auf einer nachhaltigen und wetterunabhängigen Energiequelle wie der Kernkraft beruhen würde. Nach der Katastrophe von Fukushima beschloss Deutschland 2011 jedoch abrupt den Ausstieg aus der Kernenergie und die schrittweise Abschaltung voll funktionsfähiger Anlagen. Diese Entscheidung reduzierte die Fähigkeit des Landes, stabilen, vorhersehbaren Strom zu erzeugen, und machte stattdessen Heizung, Kühlung usw. auf grausame Weise anfällig für Schwankungen bei den erneuerbaren Energiequellen. Kurz gesagt: Wenn es in Deutschland weder Wind noch Sonne gibt, gehen die Lichter aus.

Der Ausstieg aus der Kernenergie hat dazu geführt, dass Deutschland nicht mehr in der Lage ist, sich selbst mit Energie zu versorgen, insbesondere während der Dunkelflaute. Das Land importiert in großem Umfang Strom aus Frankreich, Dänemark und Polen und muss zur Stromerzeugung Stein- und Braunkohle verwenden. Die massiven Stromeinfuhren Deutschlands führen auch zu einem kolossalen Anstieg der Strompreise in den Nachbarländern.

Die Preise sind in der Tat schwindelerregend. Im Jahr 2024 war der Strompreis für Haushalte in Deutschland mit 400 €/MWh der höchste in Europa und erreichte während der Dunkelflaute Spitzenwerte von 900 €/MWh, verglichen mit einem viel niedrigeren europäischen Durchschnitt. Im Vergleich dazu lag der Durchschnittspreis im atombetriebenen Frankreich und Finnland im selben Zeitraum (2024) bei 250 €/MWh. Und in den Vereinigten Staaten liegen die Preise um 30 % niedriger als in Frankreich. Wie kann das alles „nachhaltig“ für Europa sein?

Aber das ist doch „für den Planeten“, oder? Nicht einmal annähernd. Trotz seines Engagements für so genannte grüne Energien hat Deutschland immer noch einen hohen CO2-Fußabdruck, da es verstärkt auf Stein- und Braunkohle setzt, um Energiedefizite auszugleichen. Im Jahr 2024 wird das Land weiterhin der zweitgrößte CO2-Emittent pro erzeugter Energieeinheit in Europa sein, wobei ein erheblicher Anteil des Stroms aus fossilen Quellen stammt. Zehnmal mehr CO2 pro erzeugter Energieeinheit als Frankreich.

Wirtschaftliche und geopolitische Auswirkungen


Die hohen Strompreise in Deutschland führen zu einer Verlagerung der Industrie, da die Unternehmen nach Standorten suchen, an denen die Energiekosten günstiger sind. Wie kann man überlebensfähig bleiben, wenn man dreimal so viel für Strom zahlt wie die Konkurrenz? (Die Erdgaspreise sind sogar noch schlimmer: in Europa sind sie fünfmal so hoch wie in den USA).

Ganze Teile der stolzen deutschen Industrie brechen zusammen. Wir erinnern uns nur an die großen Namen - VW, BASF, Mercedes-Benz -, aber jedes große Unternehmen, das verschwindet oder verkleinert wird, zieht eine Unzahl kleiner und mittlerer Unternehmen mit sich, die am Ende ebenfalls zusammenbrechen. Energieintensive Sektoren wie Metallurgie und Chemie sind besonders stark betroffen.

Schließlich hat die zunehmende Abhängigkeit Deutschlands von seinen Nachbarn bei der Energieversorgung zu Spannungen in Europa geführt. Die hohen Strompreise in Deutschland werden an die Nachbarländer weitergegeben, was den Strom dort unerschwinglich macht und zu wachsender Frustration führt. In Europa gibt es Diskussionen über den Ausstieg aus bestimmten Energieabkommen, insbesondere aus solchen, die sich auf Stromimporte beziehen.

Kurzum: Die Dunkelflaute ist das Symptom einer tiefgreifenden Energiekrise, verursacht durch eine ideologische, autoritäre, irrationale und gescheiterte Energiewende. Die Abhängigkeit von unzuverlässigen Energiequellen (Wind, Sonne) in Verbindung mit dem überstürzten Ausstieg aus der Kernenergie hat dazu geführt, dass der deutsche Strom der teuerste in Europa ist und die Energieautonomie des Landes - und letztlich des Kontinents - gefährdet. Die Folgen sind vielfältig: ökologisch durch die hohen CO2-Emissionen, wirtschaftlich durch die stark rückläufige Industrie und geopolitisch durch Deutschlands Nachbarn, die das Energiediktat des Landes nicht mehr ertragen.

Angesichts des demografischen und wirtschaftlichen Gewichts Deutschlands erweist sich dieser jüngste deutsche Fehltritt als eine weitere europäische Katastrophe.