Europa in der Krise: Pepe Escobar über geopolitische Verschiebungen und das Scheitern westlicher Strategien | MakroTranslations

Mittwoch, 26. Februar 2025

Europa in der Krise: Pepe Escobar über geopolitische Verschiebungen und das Scheitern westlicher Strategien


In einem aufschlussreichen Interview analysiert der renommierte Journalist und geopolitische Analyst Pepe Escobar die aktuellen Entwicklungen auf der Weltbühne. Im Mittelpunkt stehen die geopolitischen Spannungen zwischen den USA, Russland und China, die Rolle Europas in der sich wandelnden Weltordnung sowie die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Besonders bemerkenswert ist dabei eine Szene auf der Münchner Sicherheitskonferenz, in der der Vorsitzende der Konferenz unter Tränen die Bühne verlässt – ein Sinnbild für die Verzweiflung der europäischen Elite angesichts der wachsenden strategischen Bedeutungslosigkeit des Kontinents.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

1. Die USA und ihr Versuch, Russland aus BRICS zu drängen


Laut Escobar streben die USA unter einer möglichen zweiten Trump-Präsidentschaft eine Neuausrichtung ihrer Russland-Politik an. Eine zentrale Forderung, die bereits von Trumps Beratern wie Keith Kellogg diskutiert wird, ist der Versuch, Russland aus seinem Bündnis mit den BRICS-Staaten zu lösen. Dies soll durch gezielte Zugeständnisse an Russland erreicht werden – ein Plan, den Escobar für unrealistisch hält.

Russland hat in den vergangenen Jahren enge Allianzen mit China, Iran und Nordkorea aufgebaut, die strategisch tief verwurzelt sind. Diese Partnerschaften zu brechen, würde ein Maß an Vertrauensbildung erfordern, das angesichts der jahrzehntelangen Feindseligkeit zwischen den USA und Russland kaum realistisch erscheint. Zudem sei der Vorschlag, dass Russland „territoriale Zugeständnisse“ machen müsse, laut Escobar ein Zeichen der westlichen Selbsttäuschung.

„Das ist nicht mehr der Kalte Krieg“, betont Escobar. „Russland ist kein schwaches, isoliertes Land, das sich erpressen lässt.“

2. Eine neue geopolitische Ordnung: Das mögliche „Yalta 2.0“


Eine der interessantesten Thesen, die Escobar aufstellt, ist die Möglichkeit einer neuen geopolitischen Neuordnung, ähnlich der Konferenz von Jalta 1945, bei der die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs die Nachkriegsordnung festlegten.

Er weist darauf hin, dass am 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland in Moskau ein Treffen zwischen Wladimir Putin, Xi Jinping und möglicherweise Donald Trump stattfinden könnte – ein symbolträchtiger Moment, der eine neue Weltordnung markieren könnte.

Sollte ein solches Treffen stattfinden, wäre es ein starkes Zeichen dafür, dass der Einfluss der westlichen Institutionen wie NATO und EU schwindet und dass eine neue multipolare Welt entsteht, in der Russland und China eine zentrale Rolle spielen.

3. Europa als „irrelevante Ratten“: Die Krise der EU-Eliten


Besonders scharf äußert sich Escobar über die politische Elite Europas. Er beschreibt, wie der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz auf der Bühne zusammenbrach und unter Tränen die Konferenz verließ – ein bezeichnendes Bild für die strategische Hilflosigkeit Europas.

Er zitiert US-Vertreter, die Europa als „bedeutungslos“ bezeichnen und klarstellen, dass die USA von der EU verlangen, mehr für ihre eigene Verteidigung zu zahlen. „2 Prozent vom BIP für die NATO? Vergesst es! Es sind jetzt 5 Prozent oder ihr seid tot“, fasst Escobar die neue amerikanische Haltung zusammen.

Europa steht somit vor einer existenziellen Krise:

  • Es hat seine industrielle Basis geschwächt und ist zunehmend abhängig von den USA.
  • Es ist militärisch schwach und kann ohne amerikanische Unterstützung nicht eigenständig handeln.
  • Es verliert geopolitische Bedeutung, da sich die weltpolitische Dynamik zunehmend in Richtung Asien verschiebt.

4. Der Niedergang des „Projekts Ukraine“


Ein weiteres zentrales Thema des Interviews ist der Ukraine-Krieg, der laut Escobar aus Sicht der USA und Europas zunehmend zu einer strategischen Sackgasse wird.

Er beschreibt, wie sich Europa und die USA in eine Situation manövriert haben, in der sie die Rechnung für einen gescheiterten Stellvertreterkrieg zahlen müssen. Mit der abnehmenden westlichen Unterstützung für die Ukraine stellt sich die Frage: Wer wird für den Wiederaufbau und die Nachkriegsordnung aufkommen?

Escobar weist darauf hin, dass Russland mittlerweile militärisch auf dem Vormarsch ist und selbst innerhalb der Ukraine viele Menschen mittlerweile die Aussichtslosigkeit des Krieges erkennen.

Er berichtet von seinen Reisen in das Kriegsgebiet und schildert eindrucksvoll, wie russische Truppen stetig ukrainisch kontrollierte Gebiete zurückerobern und dass viele Ukrainer vor Ort die Situation als eine Tragödie sehen, die längst hätte, verhindert werden müssen.

5. Fazit: Eine neue Weltordnung ist im Entstehen


Pepe Escobar liefert eine schonungslose Analyse der aktuellen geopolitischen Realität.

  • Die USA versuchen, Russland zu spalten – doch dieser Plan ist unrealistisch.
  • China und Russland arbeiten an einer neuen multipolaren Weltordnung.
  • Europa verliert an Bedeutung und wird von den USA zunehmend ignoriert.
  • Der Ukraine-Krieg ist für den Westen zu einem finanziellen und strategischen Desaster geworden.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die von Escobar skizzierten Entwicklungen tatsächlich eintreten. Klar ist jedoch, dass die Welt sich in einem rasanten Wandel befindet – und die westlichen Eliten zunehmend die Kontrolle über die globalen Entwicklungen verlieren.