Wird Silber zu Gold aufschließen? - XTB Research | MakroTranslations

Freitag, 23. Februar 2024

Wird Silber zu Gold aufschließen? - XTB Research

Die Edelmetalle haben in den letzten Monaten wieder für Schlagzeilen gesorgt, was mit neuen Höchstständen des Goldpreises von über $2.100 pro Unze zusammenhängt. Betrachtet man die letzten drei Jahre, so fällt auf, dass es keinen besonderen Trend auf dem Edelmetallmarkt gab, obwohl der Goldpreis selbst recht hoch geblieben ist. Die mit Palladium verbundene Euphorie ist definitiv vorbei, und trotz der großen Hoffnungen, die mit Platin verbunden sind, liegt der Preis für dieses Metall weiterhin deutlich unter $1.000 pro Unze. Die Anleger fragen sich jedoch, warum Silber nur auf halbem Weg zu seinen historischen Höchstständen gehandelt wird, während Gold dauerhaft über $2.000 pro Unze notiert. Wird Silber wahrscheinlich zu Gold aufschließen und ebenfalls historische Höchststände erreichen?

Wie viel sollte Silber kosten?


Es ist anzumerken, dass wir etwa siebenmal mehr Silber im Boden haben als Gold. In Anbetracht dessen sollte es uns nicht überraschen, dass Silber definitiv billiger ist als Goldbullion. Andererseits müssen wir derzeit etwa 90 Unzen Silber für eine Unze Gold bezahlen. Historisch gesehen liegt das Verhältnis von Silber zu Gold bei knapp über 50, und in den letzten 10 Jahren lag es bei etwa 80. Das bedeutet, dass Silber, wenn man das durchschnittliche Verhältnis der letzten 10 Jahre beibehält und der Goldpreis bei $2.000 liegt, genau $25 kosten sollte, was etwas mehr ist als jetzt. Würde man hingegen das historische Preisverhältnis beibehalten, dann müsste Silber etwa $37 kosten. Das ist immer noch weniger als die historischen Höchststände von Silber bei etwa $50 pro Unze, aber etwa 60 % mehr als der aktuelle Preis. Machen diese Bewertungen überhaupt Sinn, wenn man sich die Fundamentaldaten ansieht?

Es besteht ein erheblicher Mangel an Silber auf dem Markt


In den 10 Jahren bis 2020 war auf dem Silbermarkt ein erhebliches Überangebot zu verzeichnen. In Anbetracht dessen bewegte sich der Silberpreis im Durchschnitt näher an der Marke von $15-17 pro Unze. Ab 2021 ist der Silbermarkt jedoch in ein beträchtliches Defizit geraten. Dies ist nicht nur auf eine höhere Investitionsnachfrage nach physischem Silber zurückzuführen, sondern vor allem auf einen Anstieg der industriellen Nachfrage. Rund 50 % der weltweiten Silbernachfrage kommt aus der Industrie (für 2023 liegt die Silbernachfrage bei rund 35.000 Tonnen oder etwa 1,1 Mio. Unzen), wobei die am stärksten wachsende Kategorie die Photovoltaik ist. Angesichts der aktuellen Energiewende ist in dieser Kategorie mit einem weiteren dynamischen Wachstum zu rechnen. Die Nachfrage nach Investitionsgütern und Schmuck ist ebenfalls bedeutend, aber zumindest im letzteren Fall gibt es keine starken Wachstumsaussichten.

Wichtiger ist, dass das Angebot auf dem Silbermarkt in den letzten Jahren mit knapp über 1 Mio. Unzen (bestehend aus Bergbau und Rückgewinnung aus sogenanntem Schrott) mehr oder weniger konstant geblieben ist. Es ist auch erwähnenswert, dass der Großteil des Silberbergbaus mit dem Abbau anderer Industriemetalle wie Kupfer, Zink, Nickel und auch Gold verbunden ist. Daher sind die Versorgungsaussichten auch mit der Gewinnung anderer Metalle verbunden. Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Faktoren (die sich auch auf die Nachfrage selbst auswirken) sollten wir jedoch nicht mit einem großen Anstieg der Silberproduktion rechnen.

Betrachtet man die Angebots-Nachfrage-Bilanz, so stellt man fest, dass sich das Defizit seit 2021 vergrößert hat, und es wird erwartet, dass sich der Nachfrage-Angebots-Vorteil auch in diesem Jahr fortsetzt. Trotzdem stagniert der Silberpreis seit mehr als drei Jahren. Warum ist das so?

Riesige globale Silberreserven


Der jüngste Bericht des United States Geological Survey (USGS) weist auf einen erheblichen Anstieg der entdeckten Silberreserven im Boden hin. Für das Jahr 2023 wurde ein Anstieg der Reserven von 550.000 Tonnen auf 720.000 Tonnen erwartet! Bei den derzeitigen Fördermengen gibt es genug Silber für etwa 27 Jahre. Für den Anstieg dieser Reserven sind in erster Linie zwei Länder verantwortlich: Russland, dessen Bodenreserven sich auf 92 Tausend Tonnen fast verdoppelt haben, und Polen, dessen Reserven auf 170 Tausend Tonnen angestiegen sind! Damit hat Polen die Spitzenposition bei den größten Silbervorräten der Welt übernommen und Peru überholt. Gleichzeitig liegt Polen bei der Silberproduktion weit zurück und fördert etwa 1.300 Tonnen pro Jahr, was, wenn man die aktuellen Reserven bewertet, bedeutet, dass das Land noch 130 Jahre lang Silber fördern könnte! Wie man sieht, gibt es noch viel Spielraum, um den Silberabbau weltweit zu steigern, obwohl es an großen Investitionen mangelt, um das große Potenzial aus der Photovoltaik oder auch die Investitionsnachfrage zu decken.

Finanzmarkt zweifelt am Potenzial von Silber


Im Jahr 2020 löste ein plötzlicher Zufluss von Bargeld durch Zentralbanken und Regierungen eine Suche nach Anlagemöglichkeiten auf fast allen Märkten aus. Damals war ein massiver Anstieg der Barmittel in börsengehandelten Silberfonds zu beobachten. Seit 2020 haben die Fonds jedoch Silber abgestoßen, da die Anleger ihr Geld aus den Fonds abgezogen haben. Darüber hinaus hat JP Morgan selbst seine Silberbestände deutlich reduziert, obwohl seit Jahren spekuliert wird, dass diese Bank für den Krisenfall große Mengen an Silber anhäuft. Es scheint auch, dass der Markt seine Mittel nun in andere Vermögenswerte wie Kryptowährungen umleitet. Nach der Einführung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds in den USA haben wir stetige Zuflüsse in diese Fonds und Abflüsse bei börsengehandelten Gold- und Silberfonds beobachtet. Wenn dies der Fall ist, könnte Silber dann eine gute Investition sein?

Wie geht es mit Silber weiter?


Der Silberpreis bleibt über der wichtigen Unterstützung bei $22 pro Unze. Damit liegt er über dem gleitenden 50- und 200-Wochen-Durchschnitt. Darüber hinaus liegt der Goldpreis nach wie vor über $2.000, was darauf hindeutet, dass der Silberpreis mindestens bei $25 liegen sollte, um das durchschnittliche Preisverhältnis der letzten 10 Jahre zu halten. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Silber ebenso wie Gold eine Möglichkeit zur Diversifizierung des eigenen Portfolios bietet. In der Regel verhalten sich Edelmetalle etwas anders als der Aktienmarkt, weshalb sie oft als sichere Häfen bezeichnet werden. Auch die bevorstehenden Zinssenkungen in den USA sollten nicht vergessen werden. Niedrigere Zinsen machen Anleihen unattraktiver und erhöhen die Kurschancen für Edelmetalle. Da der Silberpreis im Vergleich zu Gold immer noch relativ niedrig und weit von seinen historischen Höchstständen entfernt ist, könnte Silber auf lange Sicht immer noch eine attraktive Anlage sein. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, in Silber zu investieren, sei es durch physische Münzen und Barren, durch Terminkontrakte oder börsengehandelte Fonds. Obwohl Silber keine Garantie für potenziell hohe Renditen ist, kann es als Teil eines Anlageportfolios eine wichtige Rolle in Form von Absicherung und Diversifizierung spielen.