Die jüngsten Daten des Erzeugerpreisindex (PPI) fielen in den USA niedriger aus als erwartet.
Auf Monatsbasis verzeichnete der PPI insgesamt einen Anstieg um 0,2 % und lag damit unter den Erwartungen von 0,4 %. Die Kernrate des Erzeugerpreisindex blieb unverändert bei 0,0 %, während ein Plus von 0,3 % vorhergesagt worden war.
Auf Jahresbasis legte der PPI 3,3 % zu und blieb damit leicht hinter den Erwartungen von 3,5 % zurück. Die Kernrate erhöhte sich um 3,5 %, verglichen mit einem prognostizierten Anstieg um 3,8 %.
Im Dezember sank die annualisierte Kerninflation (Core CPI) in den USA auf 3,2 %, während sich die Verbraucherpreise im Jahresvergleich insgesamt um 2,9 % erhöhten und damit den Erwartungen entsprachen. Auch die annualisierten Raten über drei und sechs Monate näherten sich an und betrugen 3,2 %. Darüber hinaus ging die sogenannte „Supercore“-Inflationsrate, die die Teuerung im Dienstleistungssektor unter Ausschluss der Lebensmittel-, Energie- und Wohnkosten misst, von 4,25 % auf 4,05 % zurück, was auf einen nachlassenden Inflationsdruck in vielen Schlüsselbranchen hindeutet.
Der Rückgang der Inflation ist in erster Linie eine Folge der niedrigeren Energiepreise, da der Ölpreis Ende 2024 aufgrund von Sorgen über einen Konjunkturabschwung in China einen Tiefststand verzeichnete. Es muss jedoch betont werden, dass der Preis für ein Barrel Rohöl seit Anfang 2025 wieder steigt, was neuen Aufwärtsdruck auf die nächsten Daten des Verbraucherpreisindizes ausüben könnte:
Die Inflation wirkt sich besonders auf einige Schlüsselsektoren aus: Kfz-Versicherung (+11,3 %), Transportwesen (+7,3 %), Autoreparaturen (+6,2 %), städtische Gasversorgung (+4,9 %), Kosten für Immobilieneigentümer (+4,8 %) und Mieten (+4,3 %).
Die Komponente der Wohnkosten, die die Mieten und das Mietäquivalent der Hauseigentümer (OER) umfasst, hat nunmehr die Energiekosten als Haupttreiber der Inflation abgelöst!
Auch die Komponente der Lebensmittelpreise des Index setzt ihren Höhenflug aufgrund dramatischer Preissteigerungen bei Agrarrohstoffen fort:
Insgesamt zeigen die Daten einen deutlich geringeren Inflationsdruck als erwartet, was sich zumindest theoretisch unmittelbar auf den Anleihenmarkt auswirken sollte. Deutlich sinkende Inflationsraten müssten normalerweise auch zu einem spürbaren Rückgang der Zinssätze führen:
Doch der Anleihenmarkt muss sich einer neuen Bedrohung stellen: Die Inflation ist nicht mehr das einzige Problem, denn das Haushaltsdefizit der USA ist zur Hauptsorge avanciert.
Und das aus gutem Grund: Die jüngsten Zahlen zur Finanzlage des Landes sind schwindelerregend und offenbaren die fortschreitende Verschlechterung der Haushaltssituation:
Der Beginn des laufenden Fiskaljahrs war der schlechteste in der Geschichte: Die Ausgaben wuchsen um 10,9 %, während die Einnahmen 2,2% geringer ausfielen. Das kumulierte Defizit seit Beginn des Haushaltsjahres stieg um 39,4 % auf 711 Milliarden US-Dollar.
Der jährliche Fehlbetrag in der amerikanischen Staatskasse beläuft sich derzeit auf 3 Billionen Dollar, eine wirklich besorgniserregende Summe.
Dieses Defizit tritt nun ausgerechnet im Jahr 2025 auf, in dem die USA obendrein auf eine regelrechte Schuldenwand stoßen werden:
In diesem Jahr muss das US-Finanzministerium fällig werdende Schulden in Höhe von rund 7 Billionen Dollar refinanzieren. Gleichzeitig klettern die Anleiherenditen aktuell wieder, was die Situation noch komplizierter macht.
Dieser enorme Refinanzierungsbedarf wird zu einem erheblichen Anstieg der Schuldenkosten führen, da das Finanzministerium die neuen Kredite zu wesentlich höheren Zinssätzen aufnehmen muss als die Schulden, die in diesem Jahr auslaufen. Das US-Haushaltsdefizit, das bereits ein kritisches Niveau erreicht hat, wird infolgedessen weiter wachsen.
Der entstehende Druck könnte an den Anleihemärkten zudem erhebliche Spannungen hervorrufen. Neue Anleiheemissionen in dieser Größenordnung könnten dazu führen, dass die Anleger noch attraktivere Renditen verlangen. Außerdem könnte es das Interesse internationaler Investoren an US-Treasuries dämpfen und damit die Gefahr finanzieller Ungleichgewichte erhöhen.
Refinanzierungen in diesem gigantischen Umfang könnten den Wertverlust der Währung so stark beschleunigen, dass selbst hohe Zinsen nicht ausreichen, um die Realrendite der Anleiheprodukten zu erhalten. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass der Markt für US-Staatsanleihen trotz sinkender Inflationsraten derzeit wenig attraktiv ist.
Die Refinanzierung von Schulden in Rekordhöhe stellt 2025 eine große Herausforderung für die wirtschaftliche Stabilität der USA dar, mit potenziellen Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. Genau das ist die Botschaft, die uns der Anleihenmarkt vermitteln will.
Die reale, inflationsbereinigte Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihe ist wieder auf das Niveau von 2008 geklettert. Ganz klar: Die Inflation ist nicht die einzige Sorge der Anleihemärkte. Hinter dieser Entwicklung stecken weitreichendere Befürchtungen im Zusammenhang mit dem schwächelnden Wachstum, dem explodierenden Defizit und vielleicht sogar systemischen Risiken.
Dieser Zinsanstieg stellt ein Risiko für die Anleiheportfolios der meisten Finanzinstitute dar.
Die gigantischen Verluste in den Anleiheportfolios der Primary Dealers in den USA, die sich auf über 364 Milliarden Dollar belaufen, verdeutlichen den beispiellosen Druck auf das Finanzsystem:
Wenngleich diese Verluste aktuell nicht realisiert sind, da für Anleihen die Strategie gilt, sie bis zur Fälligkeit zu halten (Hold-to-Maturity-Produkte), schwächen sie die Liquidität der Banken enorm.
Grund ist der erhebliche Rückgang des Beleihungswerts dieser Assets, der für die Besicherung von Krediten und Interbankengeschäften von entscheidender Bedeutung ist.
Angesichts dieses Warnsignals am Anleihenmarkt bekräftigt Gold seine traditionelle Rolle als sicherer Hafen. Anleger, denen die amerikanische Schuldenwand von 2025 Sorgen bereitet, wenden sich in Anbetracht der wachsenden Unsicherheit Gold als zuverlässigen Vermögenswert zu.
Dieser Trend beruht auch auf der Angst vor einer möglichen Entwertung der Fiatwährungen. Wenn das US-Finanzministerium Schulden in Billionenhöhe zu höheren Zinssätzen refinanzieren muss, könnte die desolate Haushaltslage die Entscheidungsträger dazu zwingen, expansive geld- und währungspolitische Maßnahmen wie Gelddrucken oder quantitative Lockerungen zu verfolgen, um diese massiven Schulden zu absorbieren. Diese Strategien könnten den Wert des US-Dollars und anderer Währungen weiter schwächen.
Vor diesem Hintergrund wird Gold, das nicht von staatlicher Autorität oder Geldpolitik abhängig ist, zu einer attraktiven Option für Anleger, die ihr Vermögen schützen wollen. Darin spiegeln sich ein wachsendes Misstrauen gegenüber herkömmlichen Währungen sowie der Wunsch, sich gegen die Inflations- oder Wertverlustrisiken abzusichern, die mit der Refinanzierung dieser monumentalen Schulden einhergehen.
Es ist daher wenig überraschend, dass sich auch die Zentralbanken in diesem Klima der Unsicherheit massiv dem gelben Metall zuwenden. Im vergangenen Jahr hat China seine Goldreserven offiziellen Angaben zufolge um 44 Tonnen auf insgesamt 73,29 Millionen Feinunzen per Dezember 2024 erhöht. Diese Käufe sind Teil einer gut durchdachten Strategie zur Diversifizierung der Zentralbank-Aktiva, die bereits 2016 nach der Wahl von Donald Trump eingeleitet wurde, und darauf abzielt, die Währungsreserven des Landes angesichts der von geopolitischer und wirtschaftlicher Instabilität geprägten Weltkonjunktur abzusichern.
Die Aufstockung der Goldbestände soll darüber hinaus dazu beitragen, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Dies ist als Reaktion auf die drohende Abwertung der Währung infolge der massiven Refinanzierung der US-Schulden im Jahr 2025 zu verstehen. Indem China seine Goldreserven ausbaut, antizipiert das Land die Risiken eines schwächeren Dollars, die mit der Haushaltslage und der möglicherweise unumgänglichen Geldmengenausweitung zum Abfangen der Schuldenmauer verbunden sind. Diese Politik zeugt von dem Willen, sich gegen die finanziellen Unwägbarkeiten auf internationaler Ebene abzusichern und die wirtschaftliche Autonomie des Landes gegenüber der historischen Dominanz des Dollars zu stärken.