Die Weltwirtschaft ist mit einer Reihe von wachsenden Risiken konfrontiert, wie z. B. Volatilität an den Finanzmärkten, Ungleichgewichten and den Währungsmärkten und wirtschaftlichen Spannungen.
Der Anleihecrash der letzten Woche hat sich diese Woche schließlich auch auf Japan ausgeweitet.
Was zunächst als Schock an den westlichen Anleihemärkten begann – gekennzeichnet durch Kapitalflucht und einen plötzlichen Anstieg der Renditen – hat nun den Pazifik überquert. Obwohl Japan dank seiner ultralockeren Geldpolitik einen Ruf als Bollwerk der Stabilität genießt, blieb das Land von der Ansteckung nicht verschont.
Die Renditen japanischer Anleihen (JGB) stiegen sprunghaft an und setzten die Bank of Japan unter Druck, die bereits gezwungen ist, immer häufiger zu intervenieren, um die Volatilität einzudämmen. Dieses Phänomen verdeutlicht einen breiteren Trend: Der globale Markt für Staatsanleihen gerät unter dem Einfluss der restriktiven Geldpolitik und des immer größer werdenden Angebots an Anleihen ins Wanken.
Mit anderen Worten: Schocks am Anleihemarkt bleiben nicht mehr regional begrenzt – sie greifen auf die globale Ebene über.
Infolge des weltweiten Abverkaufs von staatlichen Schuldverschreibungen, der erwarteten Zinsanhebung der BoJ, der anhaltenden Inflation (4 % im Januar 2025) und des immer noch zu schwachen Yen erreicht die Rendite der japanischen Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 40 Jahren ein Rekordniveau:
Angesichts der schwachen Binnennachfrage und der gelockerten Kontrolle der BoJ über die Zinskurve beginnt der japanische Markt, sich allmählich von der Ära der ultra-niedrigen Zinsen zu verabschieden. Diese Entwicklung erhöht die Kreditkosten, während das Land gleichzeitig mit einer enormen Verschuldung zu kämpfen hat.
CDiese Entwicklung könnte auch Europa erfassen, denn steigende Renditen in Japan könnten japanische Investoren dazu veranlassen, ihr Kapital vermehrt im Inland anzulegen, wodurch die Nachfrage nach europäischen Anleihen sinken und deren Zinsen unter Aufwärtsdruck geraten würden.
Vor dem Hintergrund einer europäischen Staatsverschuldung in Rekordhöhe würde dies die Aktienkurse belasten und die Liquidität verringern:
In den USA könnte diese Dynamik noch ausgeprägter sein: Ein Reverse Carry Trade (japanische Anleger verkaufen Treasuries, um ihr Kapital zurück ins Inland zu holen) würde die US-Renditen nach oben treiben, die Kreditkosten erhöhen und die Aktienmärkte schwächen.
Der Carry Trade war ein treibender Motor für die Hausse der amerikanischen Märkte – seine Umkehr würde das Gegenteil bewirken.
Jahrelang haben japanische Investoren und andere globale Akteure zu ultraniedrigen Zinsen Kredite in Yen aufgenommen, um ihr Kapital in höher verzinste oder rentablere Vermögenswerte, insbesondere US-Anleihen und -Aktien, zu investieren. Diese Strategie stützte die Bewertungen der US-Märkte, förderte die Liquidität und hielt die Anleiherenditen niedrig.
Doch mit den steigenden Zinsen in Japan und der anhaltenden Schwäche des Yen verliert der Carry Trade an Attraktivität. Wenn japanische Anleger anfangen, ihre auf Dollar lautenden Assets zu verkaufen, um das Kapital im eigenen Land zu investieren, könnte dies einen Dominoeffekt auslösen:
- Steigende Anleiherenditen in den USA: Eine sinkende ausländische Nachfrage nach Treasuries bedeutet höhere Zinsen.
- Druck auf US-Aktien: Ein Anstieg der Zinsen würde die Bewertung der Aktien, insbesondere von Technologie- und Wachstumswerten, belasten.
- Globale Umstrukturierung der Kapitalströme: Ein stärkerer Yen hätte eine Umverteilung der Investitionen zur Folge, was nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und den Schwellenländern zu spüren wäre.
Mit anderen Worten: Was für die Märkte ein kräftiger Rückenwind war, könnte sich in einen brutalen Gegenwind verwandeln.
Die Bedenken konzentrieren sich nun vor allem auf das japanische Finanzsystem und seine möglichen Auswirkungen auf den Rest der Welt.
Zu den größten Sorgen der Analysten zählt derzeit die Situation der japanischen Bank Noren Chukin, die der Auslöser einer globalen Finanzkrise werden könnte. Obwohl diese Bank in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt ist, hat sie gegenüber dem Carry Trade ein besonders hohes Exposure. Dabei nehmen Anleger zu geringen Kosten Kredite in Yen auf, um in profitablere Vermögenswerte wie US-Anleihen zu investieren. Da der Yen in letzter Zeit unter die kritische Marke von 150 JPY/USD gefallen ist, wird diese Strategie zunehmend riskanter. Die steigenden Finanzierungskosten werden zur Gefahr für die Banken und Fonds, die diese Methode massiv eingesetzt haben. Sollten sich die Investoren gezwungen sehen, ihre Positionen abzustoßen, könnte dies eine massive Verkaufswelle und einen Dominoeffekt an den westlichen Finanzmärkten auslösen.
Am US-Anleihenmarkt machen sich ebenfalls Spannungen bemerkbar, da 2025 Schulden in gigantischem Umfang refinanziert werden müssen. Wenn die Zinssätze hoch bleiben, könnten die Refinanzierungskosten explodieren und die Anleger dazu zwingen, ihre Anleihen in großem Umfang zu verkaufen. Dies würde zu einem Anstieg der Anleiherenditen, zunehmender Instabilität und möglicherweise zu einer ähnlichen Liquiditätskrise wie 2022 am Markt für britische Staatsanleihen (Gilts) führen.
Im Gegensatz zu früheren Korrekturen übernahmen US-Treasuries diesmal nicht die Rolle des sicheren Hafens, was auf die aktuellen Spannungen in dieser Anlageklasse hindeutet.
Traditionell kauften die Anleger in Zeiten von Marktturbulenzen vermehrt US-Staatsanleihen, was die Renditen sinken und die Anleihekurse steigen lässt. Diesmal wurde das Muster jedoch durchbrochen: Die Staatsanleihen fielen parallel zu den Aktien, anstatt als Refugium der Stabilität zu dienen.
Warum ist das so? Die zugrundeliegende Dynamik hat sich gewandelt. Angesichts galoppierender Staatsverschuldung, hartnäckiger Inflation und des Kurses der US-Notenbank Federal Reserve, die gezwungen ist, ein hohes Zinsniveau beizubehalten, beginnen die Investoren an der Zuverlässigkeit des Anleihenmarktes als defensive Anlage zu zweifeln. Die traditionelle Beziehung „Aktien fallen, Anleihen steigen“ funktioniert nicht mehr, wenn das systemische Risiko direkt von den Schuldverschreibungen selbst ausgeht
Mit anderen Worten: Wenn die Anleihen der Ursprung der Krise sind, können sie nicht gleichzeitig als sicherer Hafen fungieren.
Der Kurseinbruch am Anleihemarkt beweist, dass die Staatsschulden keine defensive Wirkung mehr haben.
Wenn sich eine Regierung einem derartigen Ausgabenrausch hingibt, treibt sie die Schulden in unkontrollierbare Höhe. Dies führt zu einer maßlosen Ausweitung der Geldmenge, die wiederum eine anhaltende Inflation anheizt. Je stärker diese Dynamik wird, desto weniger werden Staatsschulden als sicherer Hafen wahrgenommen.
Ein früherer Pfeiler der Stabilität verwandelt sich so in einen Instabilitätsfaktor. Je mehr sich die Vereinigten Staaten ungebremst verschulden, desto mehr schwächen sie die Anleihemärkte, die eigentlich Vorsicht und Widerstandsfähigkeit verkörpern sollten. Die „staatlich garantierte Sicherheit“ ist nur noch eine Fata Morgana, die sich unter der Last der finanziellen Verantwortungslosigkeit auflöst.
Gleichzeitig sendet der Immobilienmarkt in den USA ernstere Notsignale als 2008. Die Zahlungsausfälle bei Hypothekendarlehen nehmen zu und übersteigen sogar die Werte, die während der globalen Finanzkrise zu beobachten waren. Mehrere Faktoren verschärfen die Situation: Immobilienpreise auf Rekordniveau machen einen Hauskauf für die Mehrheit der Amerikaner unerschwinglich, Hypothekenzinsen auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren treiben die Kreditkosten in die Höhe, die Instandhaltungskosten, Grundsteuern und Versicherungskosten explodieren inflationsbedingt und der durch leerstehende Büros und sinkende Mieten gekennzeichnete gewerbliche Immobilienmarkt bricht in sich zusammen. Sollte sich die Krise ausweiten, könnte sie mehrere Banken, die im großen Stil im Immobiliensektor aktiv sind, in den Bankrott treiben und so die Anfälligkeit des globalen Finanzsystems verschärfen.
Die Aktienmärkte, insbesondere die Technologieaktien der „Magnificent 7“ (Apple, Microsoft, Nvidia usw.), sind überbewertet und reagieren sehr empfindlich auf Konjunkturschwankungen. Falls manche Großinvestoren auch nur einen geringen Teil ihrer Positionen abstoßen, könnte das eine Verkaufsspirale auslösen und zu einem Crash führen.
Der SPY steht kurz davor, den mythisch aufgeladenen gleitenden 200-Tages-Durchschnitt nach unten zu durchbrechen...
Wenn die Marktkapitalisierung mehr als 200 % des BIP beträgt, sind die Märkte nicht länger ein Spiegel der Wirtschaft, sondern werden selbst zur Wirtschaft.
Anders gesagt: Ein Einbruch der Aktienmärkte – aus welchen Gründen auch immer – wird in einer derart finanzialisierten Welt unweigerlich die Realwirtschaft in eine Rezession stürzen. Nicht die Wirtschaft verursacht eine Baisse an den Märkten, sondern umgekehrt: Ein Rückgang an der Börse überträgt sich auf die zugrunde liegende Wirtschaft.
Die Finanzmärkte, die wirtschaftlichen Ungleichgewichte und die geopolitischen Spannungen vereinen sich zu einem großen systemischen Risiko. Die Frage ist nicht mehr, ob es zu einer Krise kommen wird, sondern wann und in welcher Form. Ein Börsencrash, eine Implosion des Anleihenmarktes oder Zusammenbruch einer Großbank könnten der Auslöser für einen globalen Schock sein.
Das drohende Platzen der globalen Kreditblase bildet den Hintergrund des aktuellen Runs auf Gold.
Angesichts von Rekordverschuldung und steigenden Zinsen, die die Anleihemärkte schwächen, schwindet das Vertrauen in Staatsanleihen, die einst als ultimativer sicherer Hafen galten. Der Höhenflug der Renditen setzt Regierungen, Unternehmen und Haushalte unter Druck und verschärft die Angst vor einer Liquiditätskrise.
Vor dem Hintergrund dieses systemischen Risikos wird physisches Gold wieder zum sicheren Hafen par excellence. Im Gegensatz zu Anleihen, deren Wert bei steigenden Zinsen sinkt, und Währungen, die der expansiven Geldpolitik unterworfen sind, ist Gold unabhängig und unterliegt keinem Gegenparteirisiko.
Der Run auf das gelbe Metall spiegelt somit einen Vertrauensverlust in die Grundlagen des derzeitigen Finanzsystems wider, der durch die Unfähigkeit der Zentralbanken, die Inflation einzudämmen, ohne einen Schock auf dem Kreditmarkt auszulösen, noch verstärkt wird. Wenn die Kreditblase platzt, könnte die Nachfrage nach Gold noch stärker ansteigen und seinen Preis auf neue Höhen treiben.
In dieser Woche verzeichneten die Bestände der Goldfonds noch nie dagewesene Zuflüsse:
Gold-ETFs in den USA und China verbuchten einen explosionsartigen Nachfrageanstieg, während in Europa von diesem Ansturm auf das Edelmetall erstaunlicherweise nichts zu sehen ist::
Doch diese brandheißen Entwicklungen beschränken sich nicht nur auf Gold – auch in Bezug auf Silber machen sich Spannungen bemerkbar.
Die Silberbestände in London haben ein kritisches Niveau erreicht und werfen damit die Frage auf, ob der Markt die steigende Nachfrage überhaupt befriedigen kann. Mit der zunehmenden Verknappung des physischen Angebots wächst der Druck, was zu explosiven Preisbewegungen führen und die Volatilität verstärken könnte.
Diese Situation bedarf einer eingehenden Analyse. Ich bereite für nächste Woche einen Sonderbeitrag vor, um die drohende Krise zu entschlüsseln.
Wir kommen bald auf dieses Thema zurück – halten Sie sich bereit!