Wer eine Rezession in den USA und einen damit einhergehenden Börsencrash vorausgesagt hat, scheint einen schweren Stand zu haben. Zumindest scheint es so. Das US-Bruttoinlandsprodukt wuchs im zweiten Quartal 2023 um 2,1 Prozent nach 2,0 Prozent im ersten Quartal, die Arbeitslosenquote war mit 3,8 Prozent im August 2023 recht niedrig, und der S&P 500 lag mit 4.460 Punkten rund 10 Prozent unter dem Indexrekord von 4.818 Punkten im Januar 2022. Dennoch gibt es viele Variablen, die den Untergangspropheten einen Punkt geben.
So hat die hohe Inflation die Realeinkommen der Bürger und Unternehmen und damit ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen geschmälert. Der Anstieg der Kreditkosten, der Anfang 2022 mit der Zinserhöhung der Federal Reserve begann, dürfte (zumindest) Konsum und Investitionen bremsen und zu mehr Kreditausfällen führen. Zudem ist die US-Renditekurve stark invers, was auf eine bevorstehende Rezession hindeutet.
Nicht zu vergessen ist der Abwärtsdruck auf die Vermögenspreise, insbesondere auf die Immobilienpreise, der von den steigenden Renditen ausgeht. Dies setzt die Banken unter Druck und lässt sie bei der Übernahme zusätzlicher Kreditrisiken vorsichtiger werden. Das Angebot an Krediten für Verbraucher und Unternehmen versiegt und verteuert sich im Vergleich zu den billigen und reichlich verfügbaren Krediten des letzten Jahrzehnts. Wenn sich das Wachstum der Bankkredite verlangsamt, verlangsamt sich auch das Wachstum der Geldmenge in der Wirtschaft.