Auf den ersten Blick erscheint es unlogisch, dass Kiew ein russisches Flugzeug mit 65 ukrainischen Soldaten an Bord abschießt, die in die Heimat zurückkehren sollten. Sieht man aber genauer hin, ergibt sich ein Bild, das in der Tradition der Roten Armee unter Stalin üblich war.
Stalin hatte für die Rote Armee befohlen, dass die Soldaten niemals in Kriegsgefangenschaft gelangen dürfen. Wem es dennoch passierte, der hatte fortan schlechte Karten. Wenn er zurück ins Sowjetreich kam, auch nach Kriegsende, kam er in ein Straflager oder wurde sofort erschossen. Der Hintergrund war, dass es niemanden geben durfte, der seine Erfahrungen im Westen, in Deutschland, seinen Brüdern im Osten mitteilen konnte. So, wie es auch strengstens verboten war, „Feindsender“ abzuhören. Die Sowjetbürger sollten keine Möglichkeit haben, Stalins Propaganda als Lügen zu erkennen. Die heutige Ukraine war die „Ukrainische SSR“, gehörte zu Stalins Reich. 1944 gab es in der Gegend von Lemberg Partisanen, die Ex-Soldaten der Roten Armee waren und sich nicht mehr nachhause wagten, weil sie irgendwie mit dem Leben davongekommen waren, anstatt an der Front den Heldentod zu sterben.
Stalins Rote Armee hatte auch Sperrsoldaten, die auf die eigenen Leute schossen, wenn diese eine Stellung aufgeben wollten, um ihr Leben zu retten. Dieses Muster wird auch von Kiews Militär angewendet, wie zahlreiche Berichte von Kiews Soldaten bestätigen. Zumeist sind die Sperrsoldaten ausländische Söldner. Mittlerweile schickt Kiew zwangsrekrutierte Männer an die Front, die keine ausreichende Ausbildung erhalten haben und auch keine Erfahrung mitbringen. Kiews Soldaten beklagen sich, dass sie nur Kanonenfutter sind, die nicht einmal über eine angemessene Ausrüstung verfügen. So kann es keinem von denen zum Vorwurf gemacht werden, wenn sie an der Front angekommen schnellstmöglich den Weg in russische Gefangenschaft suchen, um ihr Leben zu retten.